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Borderline, Ursprung in der Kindheit

  • Autorenbild: Health Care Akademie
    Health Care Akademie
  • 21. Nov.
  • 2 Min. Lesezeit
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Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) wird oft durch schwere, frühkindliche Bindungserfahrungen geprägt. Bindungstrauma – schädliche oder gestörte Bindungsprozesse in der Kindheit – kann das Risiko erhöhen, später Muster zu entwickeln, die in der Diagnostik als Borderline beschrieben werden. In diesem Beitrag beleuchten wir, wie und warum Bindungstrauma früh wirksam wird, welche Mechanismen beteiligt sind und welche Wege zu Heilung möglich sind.

Was Bindungstrauma bedeutet

  • Bindung bedeutet sichere, verlässliche Beziehungserfahrungen, die Autonomie, Selbstwert und Emotionsregulation ermöglichen.

  • Bindungstrauma entsteht, wenn Bindungspersonen verlässlich fehlen, emotional verfügbar sind oder Missbrauch erleben. Solche Muster können früh verankert bleiben und das neurobiologische Stressregulationssystem beeinflussen.

  • Folgen können ein verändertes Sicherheitsgefühl, Schwierigkeiten in der Emotionsregulation, Schamgefühle, Angst vor Verlassenwerden und ein instabiles Selbstgefühl sein.

Wie Kindheitserfahrungen Borderline beeinflussen können

  • Emotionsregulation: Kinder lernen früh, Emotionen zu benennen, zu regulieren und zu kompensieren. Bei Bindungstrauma gelingt diese Regulation oft nicht stabil, was später zu intensiven, schnell wechselnden Gefühlen führen kann.

  • Identität und Selbstwert: Wiederholte Entwertung, Ablehnung oder Inkonsistenz in Bezug auf Zugehörigkeit können das Selbstbild fragil machen und zu einem instabilen Selbstwert beitragen.

  • Angst vor Verlassenwerden: Unsichere Bindung erhöht die Furcht vor Verlassenwerden. Als Erwachsener kann diese Angst sich in extremen Beziehungssensitivitäten, Abhängigkeiten oder impulsivem Verhalten äußern.

  • Grenzziehung und Impulsivität: Fehlende oder inkonsistente Grenzsetzung in der Kindheit kann zu Schwierigkeiten führen, Impulse zu kontrollieren, was sich in impulsivem Verhalten, intensiven Stimmungsschwankungen und angstbasierter Reaktivität äußern kann.

  • Beziehungen und Identitätsdiffuse Muster: Schwierigkeiten, stabile Beziehungs- und Identitätskonstrukte zu entwickeln, können sich als Borderline-Muster zeigen: turbulente Beziehungen, Angst vor Nähe und Flucht-/Anhaftungsverhalten.

Typische Verläufe und Muster

  • Frühkindliche Wunden, späteres intensives Beziehungsbedürfnis gepaart mit Furcht vor Verlassenwerden.

  • Schwarz-Weiß-Denken in Beziehungen, starke Abhängigkeit oder Abweisung, impulsives Verhalten als Reaktion auf Stress.

  • Wiederkehrende Gefühle von Leere, Instabilität des Selbstbildes, starke Reaktionen auf wahrgenommene Ablehnung oder Kritik.

  • Komorbiditäten wie Depression, Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörung oder substance use sind häufig.

Woran man Anzeichen erkennen kann

  • Intensive, schnell wechselnde Stimmungen mit kurzer Dauer.

  • Angst vor Verlassenwerden, wiederkehrende Beziehungsprobleme, Trennungsangst.

  • Impulsives oder selbstschädigendes Verhalten, starke Wutausbrüche.

  • Instabilität im Selbstbild, Identitätsunsicherheit.

  • Schwierigkeiten mit Bindung und Vertrauen in Beziehungen.

Wie Heilung aussehen kann

  • Traumafokussierte Therapien: EMDR, traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie (TF-KVT) oder integrative Ansätze helfen, Traumata zu verarbeiten und Emotionsregulation zu verbessern.

  • Bindungsbasierte Ansätze: Therapien, die Sicherheit in Beziehungen betonen (z. B. Mentalisierungsbasierte Therapie, dyadische oder bindungsorientierte Interventionen) können Bindungsgeschichte stabilisieren.

  • Strukturierte Emotionsregulation: Übungen zur Achtsamkeit, Interozeption und modulierte Stressreaktion unterstützen einen stabileren inneren Zustand.

  • Integration von Alltag und Beziehung: Aufbau stabiler Unterstützungsnetze, klare Grenzen und verlässliche Bezugspersonen.

  • Begleitende Behandlung: Bei Bedarf medizinische Abklärung und Behandlung komorbider Erkrankungen, sowie soziale und berufliche Ressourcen.

  • Borderline ist eine komplexe Störung mit vielen Einflussfaktoren. Frühkindliche Bindungserfahrungen tragen oft zu der Erfahrungsmuster bei, sind aber nicht allein verantwortlich.


Dieses Thema wird im Lehrgang Trauma-u. Gesundheitspädagogik behandelt.



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